Projektbeispiel Pakistan: Shan schuftet nicht mehr in der Mine

    • Projektname: Fun Learning Centre
    • Projektort: Chakwal-Distrikt im Bundesstaat Punjab
    • Kindernothilfe-Partner: RASTI
    • Projektziel: Kinder davor zu bewahren, in Bergwerken ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Stattdessen sollen sie zur Schule gehen.

Fast 4 Millionen Kinder zwischen fünf und 14 Jahren müssen in Pakistan arbeiten. Die Arbeit in Bergwerken gehört zu den gefährlichsten und anstrengendsten Jobs für Kinder. Es gibt Gesetze in Pakistan, die Kinderarbeiter in Bergwerken schützen sollen. Sie werden aber längst nicht von allen Minenbesitzern beachtet. So ist es zum Beispiel verboten, dass Jungen unter 18 Jahren in Minen arbeiten. In Wirklichkeit schuften hier auch Jüngere.

Ein Spaß-und-Lern-Zentrum für pakistanische Kinderarbeiter, die in Bergwerken schuften: Shan (Mitte) und seine Freunde. (Quelle: Christian Herrmanny)Alle Kinder haben ein Recht auf Schule

Die Kinder der Bergwerks-Besitzer besuchen übrigens die Schule, während die Söhne der Bergwerks-Arbeiter fünf Tage in der Woche mit großer Angst in die Mine gehen. Ein pakistanisches Gesetz sichert allen Kindern zu, dass sie ein Recht auf Schulbesuch haben. Das Problem ist: Weder Kinder noch die Eltern wissen, welche Rechte sie haben!
RASTI arbeitet in einer Gegend mit zahlreichen Kohlebergwerken. Vor allem in den Schächten, in denen die Kohle mit Eseln abtransportiert wird, schuften viele Jungen. Für sie eröffnen RASTI und die Kindernothilfe in mehreren Dörfern Spaß-und-Lern-Zentren. Die Häuser bauen die Dorfbewohner selbst, das Material bekommen sie von RASTI. Manchmal stellen auch die Minenbesitzer ein Gebäude zur Verfügung.
Seitdem es diese Projekte gibt, hat sich in Chakwal einiges verändert: Dort können jetzt 260 Kinder, die in Kohleminen schuften mussten, Lesen, Schreiben und Rechnen lernen. Jetzt werden sie nicht mehr als billige Arbeitskräfte ausgebeutet. Und neben dem normalen Unterrichtsstoff  steht noch etwas Wichtiges auf dem Plan: Spielen! Anders als früher haben die Jungen und Mädchen endlich Zeit zu spielen.

Kinder protestieren mit Plakaten gegen Kinderarbeit. "Ein Kind soll lernen, nicht Geld verdienen". (Quelle: Kindernothilfe-Partner)Kinderarbeit in Minen muss gestoppt werden

Die RASTI-Mitarbeiter haben auch mit den Eltern und Minenbesitzern gesprochen. Sie haben ihnen klargemacht, dass Kinder das Recht haben, vor Ausbeutung und gefährlichen Arbeiten geschützt zu werden. Jetzt verstehen die Menschen, was sie Kindern mit der Arbeit im Bergwerk antun. Insgesamt 3.500 Minenbesitzer, Minenarbeiter und Eltern wurden in Kinderrechten geschult. Das hat dazu geführt, dass die meisten Menschen in Chakwal heute wissen, dass Kinderarbeit in Minen gegen das Gesetz und gegen die Kinderrechte verstößt.

Musha schraubt an einem Schalter. Er will Elektriker werden. (Quelle: Kindernothilfe-Partner)Die älteren Jungen und Mädchen können mit RASTIs Hilfe einen Beruf lernen, so dass sie später als Elektriker oder als Installateur arbeiten können. Andere Kinder lernen nähen. Wenn sie erwachsen sind, werden sie nicht in Armut leben wie ihre Eltern, und ihre Kinder müssen später nicht in den Bergwerken schuften.

Von den früheren Kinderarbeiten schuftet jetzt in Chakwal nur noch jeder dritte. Diese Mädchen und Jungen müssen noch in den Minen arbeiten, damit ihre Familien genug zu essen haben. 350 von ihnen hat RASTI in Sicherheitsmaßnahmen geschult, damit sie zumindest lernen, sich bei ihrer Arbeit zu schützen – beispielsweise durch Atemschutzmasken, die den Staub von den Lungen der Kinder fernhalten.

Shan schuftet nicht mehr in der Mine

Shan, den ihr oben in dem Video gesehen habt, besucht mittlerweile eine staatliche Schule. Er geht in die neunte Klasse und kommt nur noch ab und zu in das Spaß-und-Lernzentrum, in dem wir ihn damals kennengelernt haben. Nach der Schule macht Shan eine Ausbildung als Schneider. Damit kann er später mehr Geld verdienen als in der Mine. Wenn er einmal Kinder hat, müssen sie dann nicht mehr arbeiten, damit die Familie genügend Geld hat. Sein Freund Musha, den ihr auch im Video und oben auf den Fotos sehen könnt, will Elektriker werden.

Dass Shan und seine Freunde nicht mehr schuften müssen – dafür haben übrigens die Kindernothilfe Action!Kidz 2015/2016 in Deutschland gesorgt. Sie haben sich für die Kinderarbeiter in Pakistan engagiert und Geld gesammelt. Was sie hier geschafft haben, ist ein großer Erfolg!

RASTI und die Kindernothilfe bleiben weiterhin an der Seite der arbeitenden Kinder in Chakwal, damit kein Kind mehr ausgebeutet wird.

Projekt-Nr.: 25854