Mode in Kenia: „Perlhühner“ (Kangas) zum Anziehen

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Am Kleiderstoff kann man sehen, ob eine Frau verliebt oder welche Partei sie wählt. Gibt’s nicht? In Kenia schon! Dort tragen viele Frauen eine Kanga – zu deutsch:Perlhuhn. Ihr fragt euch jetzt sicher: Wieso um alles in der Welt heißt ein Kleidungsstück Perlhuhn?

Also, eigentlich sind Kangas keine original kenianischen Kleidungsstücke. Im 19. Jahrhundert nähten modebewusste Frauen, die an der kenianischen Küste lebten, quadratische Tücher zusammen oder schnitten aus indischen Baumwollstoffen Vierecke aus, die sie wie eine Bordüre um ein meist einfarbiges Stoffstück nähten. Diese buntgemusterten Tücher im Patchwork-Look glichen in Farbe und Muster dem Gefieder eines Perlhuhns. Von der Küste gelangten die Kangas nach und nach auch ins kenianische Hinterland. Die Menschen dort fanden sie so schön, dass sie ihre bisherige Kleidung aus Gras oder Leder immer öfter gegen die Tücher eintauschten.

Kangas werden entweder um die Hüften geschlungen und als Rock getragen oder um den ganzen Körper gewickelt und über der Brust verknotet. Viele Kenianerinnen tragen ein zweites Tuch über Kopf und Schultern.

Auf den Stoffen sind zum Beispiel Mangos,Cashewnüsse, Granatapfel- und Lotusblüten oder auch einfach Kreise, Quadrate oder Dreiecke Muster zu sehen.

Seit Anfang des 20. Jahrhunderts werden sie mit Swahili-Sprüchen bedruckt. So kann eine Frau mit einem bestimmten Spruch auf ihrer Kanga zum Beispiel signalisieren, dass sie verliebt ist, welche politische Partei sie wählt oder dass sie bereit ist, einen Streit zu beenden.

Nationalfeiertage, internationale Konferenzen und sogar der Besuch des Papstes in Kenia werden auf Wickeltüchern verewigt. Kangas sind beliebte Geschenke – der Spruch auf dem Stoff wird immer passend zum Anlass und passend zur Trägerin ausgesucht.

wissen-mode-kenia-krämer-KNH5496_Preview_largeKangas sind mehr als nur ein Kleidungsstück:

  • Hausfrauen nehmen sie im Haushalt als Topflappen und Handtuch,
  • Mütter und Töchter benutzen sie als Tragetuch für Babys,
  • Kranke bekommen damit Stützverbände angelegt,
  • Hebammen brauchen sie für ihre Arbeit,
  • und muslimische Frauen tragen sie als Schleier.
Robinson-Figur. (Quelle: Peter Laux)