Wo arbeiten Kinder?
In der Landwirtschaft: Die meisten Kinderarbeiter schuften in der Landwirtschaft: 98 Millionen. Sie arbeiten z. B. auf Tabak-, Kaffee- und Kakaoplantagen. Dort kommen sie mit giftigen Chemikalien in Kontakt, mit denen die Pflanzen gegen Krankheiten und Schädlinge gespritzt werden. Davon bekommen sie Hautausschläge und Vergiftungen. Sie bekommen Rückenschmerzen, weil sie sich den ganzen Tag bücken müssen. Immer wieder werden Kinder von Schlangen gebissen, die zwischen den Pflanzen leben. Andere sind bei Wind und Wetter auf der Weide und hüten Schafe, Ziegen oder Kühe.
Im Service-Bereich: In diesem Bereich arbeiten 54 Millionen Kinder. Manche Kinder sind erst fünf Jahre alt und müssen schon für ihre Familie Holz zum Feuermachen und in schweren Eimern oder Kanistern Wasser von oft weit entfernten Wasserstellen oder vom Fluss holen. Sie müssen kochen, putzen und auf ihre Geschwister aufpassen. Viele Kinder werden an fremde Familien ausgeliehen, damit sie dort rund um die Uhr im Haushalt arbeiten – z. B. die Restavèk-Kinder in Haiti. Leute gehen durch die Dörfer und versprechen den Eltern, dass sie ihre Kinder in die Stadt mitnehmen, bei einer anderen Familie unterbringen und dass es ihnen dort richtig gutgehen wird und sie sogar zur Schule gehen können. Das ist aber meistens gelogen. Die Mädchen und Jungen schuften von morgens bis abends im Haushalt, sie sind völlig überarbeitet, verbrennen sich beim Kochen, werden beschimpft und geschlagen. Wenn die Familie sie nicht mehr bei sich haben will, setzen sie sie einfach auf die Straße. Kinder sind in der Regel weit entfernt von ihren Dörfern und finden nie mehr nach Hause zurück. Deshalb wird die Straße ihr Zuhause.
Andere Kinder arbeiten in Restaurants und Hotels. Oder sie stehen den ganzen Tag auf der Straße und verkaufen Zeitungen, Süßigkeiten oder Zigaretten, die sie selbst vorher Händlern abgekauft haben. Den ganzen Tag atmen sie Abgase ein, und immer wieder verunglücken Kinder im Autoverkehr.
In der Industrie: Hier arbeiten 12 Millionen Kinder – z. B. in Fabriken, Werkstätten, Bergwerken. Sie sitzen in dicht gedrängt in Webstühlen und knüpfen Teppiche oder stellen Feuerwerksraketen her – eine Arbeit, bei der immer wieder schreckliche Unfälle passieren, weil die Raketen explodieren. Sie nähen T-Shirts oder kriechen durch enge, dunkle, einsturzgefährdete Stollen und holen Kohle oder Silber aus Bergwerken.