Wie flüchten Menschen und was kostet das?
Flucht mit Schleppern oder Schleusern
Menschenschmuggler, die Leuten, die aus ihrer Heimat flüchten wollen, gefälschte Papiere besorgen und sie damit in andere Länder bringen. Oder sie „schleppen“ sie heimlich zu Fuß oder per Lastwagen ins Nachbarland. Sie verstecken sie hinter Gemüse, Früchten, Reissäcken oder was immer die Fahrzeuge geladen haben. Sie organisieren Boote, die meist alt, viel zu klein oder überhaupt nicht seetauglich sind, und bringen die Flüchtlinge über das Mittelmeer. Dafür bekommen sie von den Flüchtlingen viel Geld.
Was kostet eine Flucht mit Schleppern von Syrien nach Europa?
Al-Khal, 38, ist Syrer und arbeitet als Schlepper. Vor der Schließung der Balkanroute 2016 brachte er Flüchtlinge von der Türkei aus zu den griechischen Inseln. Ende 2015 behauptete er, in zwei Jahren 1,8 Millionen Euro verdient zu haben. Er bekäme am Tag mehr als 1.500 Anrufe von Flüchtlingen. Er verlangte damals 1.100 Euro von jedem Flüchtling für die Fahrt übers Mittelmeer. Bei 45 Passagieren pro Boot verdiente er rund 35.000 Euro an einer einzigen Bootsfahrt.
Flüchtlinge bezahlen mehrere Schlepper, bis sie in Sicherheit sind:
- Ein Syrer bezahlte vor der Schließung der Balkanroute (siehe „Balkanroute“) z. B. einen Schlepper, um in die Türkei zu kommen, ohne von Soldaten geschnappt zu werden.
- In der Türkei kaufte er von einem anderen Schlepper einen gefälschten Pass und ein Ticket für die lebensgefährliche Überfahrt auf einem Schlauchboot nach Griechenland.
- Wenn er die Überfahrt überlebte, konnte ihn noch bis März 2016 ein anderer Schlepper durch die Balkanstaaten nach Deutschland schmuggeln. Seit dem Schließen der Balkanroute müssen syrische Flüchtlinge von der Türkei beispielsweise nach Nordafrika flüchten und von dort über das Mittelmeer nach Italien.
Auf der Facebook-Seite eines Schleppers hat die europäische Polizeibehörde Europol eine Preisliste gefunden:
- Flug von der Türkei nach Libyen: 3.300 Euro
- Bootsfahrt von Libyen nach Italien: 900 Euro (Erwachsener) bzw. 450 Euro (Kind)
Flucht per Flugzeug
Flüge aus Syrien nach Deutschland kosten ein paar Hundert Euro. Aber: Die meisten Flüchtlinge haben keine gültigen Einreisepapiere (Visum); wenn sie in Deutschland landen, werden sie wieder zurückgeschickt. Die Fluggesellschaften müssen dann eine Strafe zahlen, den Rückflug organisieren und den Flüchtlingen Hotelzimmer und Essen bis zur Rückreise bezahlen. Also sagen sie: Wer kein Visum hat, darf gar nicht erst an Bord.
Warum beantragen nicht alle Flüchtlinge ein Visum?
In Syrien gibt es schon lange kein Visum für Deutschland mehr – die deutsche Botschaft in Damaskus ist geschlossen. Flüchtlinge könnten ein Visum im Libanon oder in der Türkei beantragen. Das versuchen seit Monaten zigtausende von Menschen. Statt in riesigen Schlangen vor dem Botschaftsgebäude zu warten, kann man übers Internet einen Termin ausmachen, aber auch hier man muss Monate auf einen Termin warten. Außerdem ist ein Visum an Bedingungen geknüpft: Man muss zum Beispiel einen gültigen Reisepass, eine Krankenversicherung und genug Geld haben, um sich in Deutschland versorgen zu können. Viele Flüchtlinge können diese Bedingungen nicht erfüllen.
Quellen: Financial Times, Bundesministerium für Migration und Flüchtlinge