Mein Tag: Margarita (9) arbeitet in einer Ziegelei (Peru)

Margarita schleppt einen schweren Ziegelstein. (Quelle: Christian Herrmanny)Ich heiße Margaria, bin 9 Jahre alt und lebe in Cajamarca, einer Stadt in den Bergen Perus. Ich wohne mit meiner Mutter, meiner großen Schwester (15 Jahre) und meinem jüngeren Bruder (6 Jahre) in einem kleinen Haus. Im Garten können wir etwas Gemüse anbauen. Außerdem haben wir zwei Schafe, ein Ferkel und die beiden Hunde Shadow und Beethoven. Meine Mutter kann nicht lesen und schreiben. Deshalb findet sie keine gut bezahlte Tätigkeit. Ich arbeite am Wochenende und nach der Schule in einer Ziegelei, um meine Familie zu unterstützen.

So sieht zum Beispiel mein Samstag aus: 

Geschichten-Tagesablauf-Peru-Herrmanny-KNH107153_Preview_Powerpoint5 Uhr
Ich stehe auf, ziehe  mich an, kämme mir gründlich die Haare und wasche mich. Zum Frühstück hat meine Mutter Suppe oder Pfannkuchen gemacht. Am Donnerstag und Freitag frühstücke ich oft nichts, weil ich in der Schule Mittagessen bekomme. Die Nahrungsmittel fürs Frühstück können so für das Wochenende aufgespart werden.

 

6 Uhr
Ich laufe eine halbe Stunde über einen schmalen Pfad hinunter zur Ziegelei. In der Ziegelei habe ich schon fast alle Arbeiten verrichtet, die nötig sind, um die Ziegel herzustellen. Heute schichte ich mit meiner Freundin Ziegelsteine in den Brennofen. Jeder Stein wiegt mehr als 2 Kilo und muss hochgereicht oder hochgeworfen werden. Das ist sehr anstrengend und wir müssen aufpassen, dass uns die schweren Steine nicht auf die Füße fallen. Für einen halben Tag Arbeit bekomme ich 5 Soles (ca. 1,30 Euro).

13 Uhr
Heute gehe zum Mittagessen nach Hause, weil ich nachmittags Kurse von IINCAP (Kindernothilfepartner) besuche. Oft arbeite ich auch am Wochenende bis 17 oder 18 Uhr.

Geschichten-Tagesablauf-Peru-herrmanny-KNH107227_Preview_Powerpoint15 Uhr
Mein Lieblingskurs ist Mathe, heute wird aber gezeichnet und über Kinderrechte diskutiert. Wir sprechen darüber, dass wir nicht geschlagen werden dürfen, dass wir das Recht haben, zur Schule zu gehen, und dass unsere Meinung wichtig ist.

 

 

17:30 Uhr
Ich bin wieder zu Hause. Ich helfe meiner Mutter im Garten, spüle das Geschirr oder füttere die Tiere. Am liebsten spiele ich mit meinem kleinen Bruder. Mein Lieblingsspiel ist Verstecken, aber wir Geschwister finden es auch ganz toll, uns gegenseitig mit der Schubkarre herumzuschieben.

18 Uhr
Es gibt Abendessen: Reis mit Linsen. Mein Lieblingsessen sind übrigens Pommes frites mit Hühnchen.

1900 Uhr
Ich putze die Zähne und gehe schlafen. Brrr, es ist sehr kalt geworden – seit die Sonne gegen 18 Uhr untergegangen ist, ist die Temperatur von über 20 Grad auf wenige Grad über 0 Grad gefallen.

Ein neues Leben für Margarita

Im Jahr 2012 musste Margarita jeden Tag in einer Ziegelei schuften. Jetzt besucht sie die Schule und ist glücklich. Eines ihrer Lieblingsfächer ist Mathe, doch sie hat nicht nur die normalen Schulfächer, sondern lernt zum Beispiel auch, welche Rechte sie als Kind hat. Mit Unterstützung der Kindernothilfe-Action!Kidz gehen heute 200 ehemalige Kinderarbeiter in Cajamarca in die Schule. Sie bekommen Schuluniformen, Hefte, Stifte – und damit die Chance auf eine bessere Zukunft.

Doch immer mehr Familien ziehen nach Cajamarca – auf der Suche nach Arbeit in Yanacocha, einer der größten Goldminen der Welt. Weil das Gold aber immer billiger wird, verdienen die Minenarbeiter auch immer weniger. So geraten viele Familien in die Not, und deshalb müssen auch ihre Kinder arbeiten.

Deswegen hat die Kindernothilfe zusammen mit ihrer peruanischen Partnerorganisation IINCAP begonnen, die Eltern der Jungen und Mädchen darin zu schulen, sich kleine Geschäfte aufzubauen und dadurch mehr Geld zu verdienen. Denn dann müssen ihre Kinder nicht mehr arbeiten und können in die Schule gehen – wie Margarita und die vielen anderen Kinder aus Cajamarca.

Robinson-Figur. (Quelle: Peter Laux)