Projektbeispiel Brasilien: Keine Gewalt an Kindern!

  • Projektname: Raízes Locais – auf Deutsch: Lokale Wurzeln
  • Brasilianischer Kindernothilfe-Partner: Associação Brasileira Terra dos Homens
  • Projektort: Duque de Caxias, eine Großstadt in der Nähe von Rio de Janeiro
  • Projektziel: Kinder haben ein Recht darauf, sicher und geschützt in ihren Familien aufzuwachsen. Niemand darf ihnen gegenüber gewalttätig werden. Und genau das wollen die Projektmitarbeiter den Menschen hier zeigen.

Die Favela Mangueirinha, aus der die Kinder im Projekt kommen. (Quelle: Kindernothilfe-Partner)Die Situation in der Favela Mangueirinha

Pedro und seine Geschwister wuchsen in einer einfachen Hütte in der Favela Mangueirinha auf. Ihr Vater hatte die Familie verlassen, und die Mutter hatte große Probleme, die Familie allein zu versorgen. Pedro wollte nicht länger arm sein, er wollte auch ein Handy, Markenturnschuhe und vieles andere. Mit 14 schloss er sich einer Verbrecherorganisation an, die mit Drogen handelt. Pedro verkaufte Drogen und nahm sie später auch selbst. Alles, was er wollte, war ein besseres Leben. Nach zwei Jahren wurde er umgebracht.
Um in den Favelas von Rio de Janeiro Drogenhandel und Kriminalität zu bekämpfen, setzt die Polizei seit einigen Jahren eine Spezialeinheit ein, die für Ruhe und Frieden in den Vierteln sorgen soll. Viele Drogenbosse flüchteten deshalb in andere Städte. Einige kamen nach Mangueirinha; Polizeieinsätze und Schießereien waren die Folge. Seit 2014 gibt es auch dort eine Einheit der „Befriedungspolizei“.
Rund 5.000 Familien leben in Mangueirinha. Die Hälfte der Kinder wächst ohne Vater auf. Manche Kinder müssen Geld verdienen, damit alle satt werden. Die Armut, die Hoffnungslo-
sigkeit, die schwierigen Familienverhältnisse, das alles verursacht Gewalt – auch gegenüber Kindern.

Eine Projektmitarbeiterin besucht eine Familie in der Favela. (Quelle: Florian Kopp)Das Projekt Raizes Locais

Damit sich das ändert, unterstützen wir das Projekt Raízes Locais:

  • Die Mitarbeiter besuchen die Familien regelmäßig, sprechen mit ihnen über ihre Probleme, bieten psychologische Unterstützung an. Die Erwachsenen lernen, Probleme ohne Gewalt zu lösen und ihre Kinder ohne Schläge zu erziehen.

Die Mütter lernen im Projekt, wie sie mit Handarbeiten Geld verdienen können. (Quelle: Kindernothilfe-Partner)

  • Erwachsene und Jugendliche aus der Favela können einfache Tätigkeiten lernen, damit sie sich selbstständig machen und Geld verdienen können – zum Beispiel in dem sie Flipflops herstellen oder Babylätzchen nähen. Wenn die Familien sich besser versorgen können, gibt es weniger Frust und Streit.

Capoeira-Unterricht, Projekt "Raizes Locais" (dt.: "Lokale Wurzeln") in Duque de Caxias nahe Rio de Janeiro, Brasilien; Foto: Florian Kopp

  • Die Mädchen und Jungen lieben die vielen Kurse im Projekt, zum Beispiel Capoeira oder Theaterspielen. Manchmal treten sie auch öffentlich auf – und wenn ihnen die Zuschauer dann zujubeln und klatschen, gibt ihnen das großes Selbstbewusstsein. Mit kleinen Theaterstücken machen sie die Kinderrechte bekannt. Sie spielen Situationen nach, in denen Erwachsene zum Beispiel ihre Kinder schlagen, und zeigen dann, wie Erziehung auch ohne Gewalt funktioniert.
    Im Projekt können Kinder spielen. Zu Hause gibt es dafür weder Platz noch Spielzeug. (Quelle: Florian Kopp)
  • Kleine Kinder treffen sich im „Raum der Fantasie“. Hier können sie spielen, Geschichten hören oder basteln. Bei Gemeindetreffen können sich die Familien über ihre Probleme bzw. über Probleme, die die Gemeinde betreffen, austauschen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Auch für Kinder und Jugendliche gibt es solche Treffen, bei denen sie über ihre Probleme und Interessen diskutieren und sich überlegen, wie sie selbst etwas  verändern können.
Wichtig ist, dass alle Leute mitmachen – auch die Stadtverwaltung. Dann kann sich das Leben in der ganzen Favela verbessern. Auch bei Pedros Familie hat sich vieles verändert. Projektmitarbeiter haben sie besucht. Jetzt geht die Mutter regelmäßig zu einer Gruppe, in der sie sich mit anderen Müttern über ihre Probleme austauschen kann. In einem Workshop bekommt sie viele Tipps und Informationen zur Kindererziehung. Mit ihrer kleinen Tochter Ana besucht sie einen Kochkurs. Ana möchte später Köchin werden. Sie hat gelernt, dass sie und ihre Familie nicht mehr auf sich allein gestellt sind, sondern dass die Leute in der Favela sich gegenseitig unterstützen. Nie mehr soll es einem ihrer Geschwister so ergehen wie Pedro.

Selfie mit Lena Gercke. (Quelle: Florian Kopp)

Prominenter Besuch: Lena Gercke besucht das Projekt

Lena Gercke – Model (Germany’s Next Topmodel), RTL-Moderatorin und Kindernothilfe-Botschafterin – besuchte während der Fußball-WM 2014 unser Projekt Raizes Locais.

„Diese Menschen, die nichts haben, in deren Familien Gewalt an der Tagesordnung ist, die auf der Straße leben, aber trotzdem so eine Lebensfreude ausstrahlen, sind für mich die wahren Helden“, sagte Lena Gercke nach ihrem Besuch in der Favela Mangueirinha. Die 26-Jährige zeigte sich sehr betroffen von der Situation der Bewohner des Armenviertels.
Und auch die Kinder, die mit der Moderatorin gemeinsam Fußball schauten, kochten, aßen und tanzten, werden diesen Tag so schnell nicht vergessen. Sie waren begeistert von der „großen, schönen“ Frau aus Deutschland. Zum Abschluss brachten sie dem Model noch ein paar Schritte des brasilianischen Kampftanzes Capoeira bei, die sie in verschiedenen Workshops im Projekt gelernt haben.
Projekt-Nr. 94409